Nachdem der Tag heute Morgen schon blutig gestartet ist, versuche ich mal, das Beste daraus zu machen.
Der Große hatte das Nasenbluten des Grauens und war der Meinung, er verblutet und stirbt gleich. Ja, es ist nicht immer einfach, mit Autisten in der Familie…
Ich bin da gerade wieder intensiv daran, mich mit dem Thema Autismus und Pubertät zu befassen. Denn es warten gerade wieder neue Herausforderungen auf uns.
Die alte Schule und Tagesgruppe hatte uns viele Jahre hindurch begleitet und uns intensiv unterstützt. Durch den Umzug und den Schulwechsel ist das alles seit einem halben Jahr weggebrochen. Wir sind in vielen Dingen wieder auf uns alleine gestellt und müssen uns neu orientieren.
Wir haben damit gerechnet, dass nicht alles glattlaufen würde, trotzdem hofft man ja insgeheim immer, dass alles klappt. Nun ja, was soll ich sagen, es läuft eben nicht alles glatt. Dem Großen geht es nicht gut und er leidet. Mit Überforderung, Reizüberflutung und Unverständnis der anderen. Mir ist durchaus bewusst, dass man viele autistische Verhaltensweisen nicht verstehen kann, wenn man sich noch nie mit dem Thema befasst hat.
Ich habe es am eigenen Leib erfahren und von vielen Eltern mit autistischen Kindern gehört, wie verständnislos das Umfeld, Schule, Lehrer, Freunde oder die Familie reagiert. Ich dachte immer: „Phuuu, bis auf einige wenige Ausnahmen sind wir da drumherum gekommen.“ Leider holt uns das jetzt alles ein.
Ich habe mir die letzten Tag mal die Mühe gemacht, mich hingesetzt und einen vierseitigen Vortrag über Autismus ausgearbeitet habe, um im schulischen Umfeld für mehr Verständnis aufzuklären. Unsere nächstes Gespräch ist in 14 Tagen… Mal sehen, ob da etwas herauskommt.
Wenn nicht, dann heißt es wieder orientieren, recherchieren und telefonieren. Ist alles nicht ganz einfach und kostet Kraft.
Aber wie gesagt, wir machen das Beste draus…
Liebe Kerstin, mir tut es in der Seele weh, wenn ich deine Zeilen lese. Ich bin seit ewiger Zeit Sonderpädagogin, nun in der Schulaufsicht und kenne viele Eltern und Kinder mit ähnlichen Sorgen. Leider darf man nicht einmal dort, wo Menschen Geld dafür nehmen, mit Kindern zu arbeiten und sie zu unterstützen, auf Verständnis hoffen. Dein Sohn kann froh sein, eine Familie wie eure und eine Mutter wie dich zu haben. Lasst euch nicht unterkriegen und kämpft für den jungen Mann! Alles Liebe, alles Gute! Doris
Autor
Hallo liebe Doris, vielen Dank für Deine Worte. Wir tun unser allerbestes, damit es unserem Großen gut geht. Leider fehlt oft das Verständnis von außen. Liebe Grüße
Hallo Kerstin,
ich bin hochfunktionale atypische Autistin. Mittlerweile 47 Jahre alt. Meine achtjährige Tochter hat autistische Züge, sie besucht die dritte Klasse einer Grundschule. Sie geht gerne dort hin, hat liebe Freundinnen. Doch die Lehrer dort nehmen absolut keine Rücksicht auf mein Kind! Ich habe immer wieder Emails an die Klassenleitung und den Schuldirektor geschrieben, mit der Lehrerin telefoniert. Meine Tochter ist sehr geräusch- , licht-, und geruchsempfindlich.
Sie beherrscht den Schulstoff perfekt. Doch sie kann sich in der Schule nicht gut konzentrieren. Sie bemüht sich um gute Mitarbeit im Unterricht. Aber immer wird ihr von der Lehrerin gesagt, sie soll sich mehr melden, besser mitarbeiten. Und zuhause besser üben! Da die schriftlichen Leistungen (Noten) in der Schule insgesamt schlechter werden. Dass es für mein Kind zu laut ist, und sie ganz einfach mehr Zeit für schriftliche Arbeiten bräuchte, oder noch besser einen stillen Raum, kapiert dort niemand!
Und mir wird immer nur gesagt, dass mein Kind ja gar nicht so schlecht in der Schule ist, und andere Schüler hätten schlimmere Probleme!
Ich werde von diesen Pädagogen nicht ernst genommen! Ich gehe offen mit meinem Autismus um. Leider führt dies immer wieder dazu, dass ich irgendwie für dumm gehalten werde.
Natürlich zeigt mir dies nur, wie dumm diese Menschen sind. Ich habe es satt mich mit Idioten rumzuplagen!
Mein Kind wird sich irgendwie durchbeißen, so wie ich es mein ganzes Leben mache, ein Tag nach dem anderen.
Die Grundschulzeit wir vorbeigehen, die besten Freunde aus dieser Zeit werden bleiben, wenn auch nicht für immer, aber wer weiss das schon!
Sie ist sehr selbstbewusst, und sie weiss, dass der Fehler nicht bei ihr liegt, sondern bei den anderen. Wir sind eben was ganz besonderes.
Ich wünsche dir und deinem Großen alles Gute ! Zeig ihm jeden Tag, wie toll er ist!
LG Carola