Ich bin zu alt, um mich zu verbiegen und warum ich jetzt eine Insta-Pause nötig habe

Insta-Pause

Als ich 2016 mit dem Bloggen anfing, war Instagram für mich überhaupt kein Thema. Ich hatte einen privaten Account und postete hin und wieder für Freunde und Verwandte ein paar Bildchen.

Irgendwann hieß es, wenn du bloggst, brauchst du unbedingt einen Instagram-Account. Also erstellte ich mir einen „beruflichen“ Account und füllte ihn mit Bildern. Als die Insta-Storys aufkamen, wusste ich damit zunächst überhaupt nichts anzufangen. Wozu braucht man das jetzt auch noch und was soll das bringen? Es gab ja da schon Snapchat, auf das alle so heiß waren. Was soll man jetzt auch noch mit Videos auf Instagram?

Aber der Fortschritt machte nicht halt. Ich begann mich intensiver damit zu beschäftigen und nahm irgendwann die ersten Storys auf. Später traute ich mich sogar selbst vor die Linse. Da Stacy zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr bei uns zu Hause wohnte und ich sie gern über das, was bei uns so abging, auf dem Laufenden halten wollte, begann ich jeden Morgen aus dem Nähkästchen zu plaudern.

Du bist unglaubwürdig

Beim Schulbrote schmieren erzählte ich von unserem Tagesablauf, was ich tagsüber so mache – einfach über alles, was mich tagaus tagein beschäftigt. Anfangs sahen die Storys ein paar Leute, mit der Zeit wurden es immer mehr. Ich nahm die Zuschauer mit auf unsere Reisen im Wohnmobil, erzählte von meinem Job als Bloggerin, von Rezepte, Einkäufen und natürlich auch von Kooperationen.

Mein kleiner Account kam mittlerweile auf über 3000 Abonnenten. Davon schauen sich jeden Tag 800 Leute meine Storys an. In letzter Zeit bin ich aber zunehmend genervt von Instagram. Es liegt nicht zuletzt daran, dass ich private Nachrichten von Leuten bekomme, die mir schreiben, ich soll doch bitteschön alles, was in meinem Leben passiert, ausführlich erzählen.

Man will genau wissen, warum sich Stacy gerade so rar macht, hier auf dem Blog. Warum ich die Leser nicht abhole und ihnen genaustens erkläre, was es mit dem Hausverkauf auf sich hat. Mir wird Unglaubwürdigkeit unterstellt, weil ich von Nachhaltigkeit spreche und gerade viel online bestelle.

Ich bin genervt

Ich bin genervt von all dem. Von den Erwartungshaltungen, die ich nicht erfülle und davon, dass mir Geheimniskrämerei unterstellt wird, weil ich nicht alles ausbreite, was in meinem Leben passiert.

Ich bin ein offener Mensch und ich erzähle gern von mir – egal ob im wahren Leben oder auf Instagram. Wer offen ist und viel von sich preisgibt, der macht sich natürlich auch angreifbar. Das ist mir durchaus bewusst.

Worauf ich aber keine Lust habe, ist, mich zu rechtfertigen. Ich bin weder eine Vorbildfunktion für andere, noch erwarte ich, dass die Leute alles verstehen, was ich so mache. Nur weil ich einen klitzekleinen Bruchteil meines Lebens auf Instagram zeige, fühle ich mich noch lange nicht verpflichtet, alles auszubreiten, was hier passiert. Vielleicht sollten diejenigen, die sich darüber echauffieren einmal Gedanken machen, dass es Gründe dafür gibt, warum man nicht alles erzählen will.

Im Moment weiß ich nicht, ob ich meinen Instagram-Account überhaupt noch weiterführen soll. Vielleicht lasse ich die Storys ganz und poste nur noch hübsche Bildchen…

Zum Glück habe ich die volle Entscheidungsfreiheit darüber. Genauso, wie sie jeder hat, der auf den sozialen Netzwerken unterwegs ist. Jeder hat die Wahl, sich anzusehen, was ihn interessiert oder einfach weiter zu klicken.

Wahre Worte einer Freundin

Eine Freundin, der ich von meinem Frust erzählt habe, hat heute folgendes zu mir gesagt:

Die Leute auf Instagram sind alle gelangweilt von dem ganzen Entertainment, was da geboten wird. Das x-te Frühstück, die 20. kranke Mutter mit Kind daheim, die gleichen Frühlingsblumen in der Vase und und und. Alle sind gleich und unterscheiden sich kaum voneinander. Die Menschen sind sensationsgeil. Sie wollen, dass du ihnen alles erzählst, von Krankheiten, Emotionen, Streit oder Scheidungen. Dann bist du interessant. Wenn du genauso bist, wie alle anderen, dann verschwinden sie oder motzen.

Wenn du etwas angedeutet hast aber nicht alles erzählen willst, dann ist es eben so. Das bist du und das gehört zu dir. Du bist raus aus dem Alter, wo du dich für andere verbiegen musst. Du musst niemandem mehr etwas recht machen, ob im „echten“ Leben oder auf Instagram.

Erzähl doch einfach weniger oder nicht mehr jeden Tag. Oder geh in eine Insta-Pause und komm erst wieder zurück, wenn du wieder Spaß an der Sache hast.

Vielleicht hat meine Freundin recht und ich sollte eine Pause machen. Oder ich mache es wie andere und poste nur noch meinen Frühstückskaffee mit ein paar netten Worten.

Noch weiß ich nicht, wofür ich mich entscheide. Jetzt mache ich erst einmal eine zweiwöchige Blogpause, verheirate mein Kind und genieße die Faschingsferien mit der Familie.

10 Kommentare

  1. Konstanze
    17. Februar 2020 / 17:42

    Liebe Kerstin,

    es tut mir sehr leid, dass Du diese Erfahrung machen musst. Ich will Dich wissen lassen, dass ich vor allem Deine Stories sehr mag und dass sie mir fehlen werden und würden, solltest Du Dich dazu entschließen, nur noch Deine Kaffeetasse zu posten.

    Ich wünsche Dir alles Gute und genieße Deine Instafreie Zeit mit Deinen Lieben.

    Herzlichst

    Konstanze

  2. Astrid
    17. Februar 2020 / 18:33

    Liebe Kerstin, ich bin sehr traurig, dass du solch negative Erfahrungen auf Instgram machen musstest. Mir haben deine Storys morgens immer sehr gut gefallen und tatsächlich habe ich auch im Laufe des Tages geschaut, ob du dich vielleicht nochmals kurz gemeldet hast. Ich bin schon über 60, aber du bist so ehrlich und authentisch. In vielen Dingen sah ich mein Leben. Letztes Jahr habe ich unsere „Kleine“ mit 34 Jahren auch verheiratet. Es war so emotional, das wünsche ich dir auch. Ich würde mich sehr, sehr freuen, wenn du es schaffst dich wieder auf Instagram zu zeigen. Lass dir nicht die Freude dazu nehmen. Ganz liebe Grüße Astrid

  3. Christine
    17. Februar 2020 / 20:53

    Hallo Kerstin,
    ich kann Dich gut verstehen. Ich finde Instagram soll mit Spaß verbunden sein und nicht als lästige Pflicht. Es gibt leider immer wieder Kommentare, die auf irgend einer Form „Stunk“ suchen und meinen immer das letzte Wort haben zu müssen. Aber das sind genau DIE, dessen Insta-Account auf Privat eingestellt haben und selber sich nicht trauen in den Storys was zu posten. Weil sie meinen, sie kämen „peinlich“ rüber. Deswegen sucht man sich jemanden aus um seinen Frust abzuladen.
    Wenn Du eine Pause brauchst, dann mach sie. Eine Art Insta-Urlaub kann auch ganz gut tun und sich nur mit dem Real-Life beschäftigt. Wenn Du ganz aufhören möchtest, dann bin ich nicht böse. Sondern eher traurig. Morgens schaue ich Dich ganz gerne, egal ob kurze oder lange Storys. Von Dir konnte ich sehr viel über das Thema Autismus lernen und das Thema Nachhaltigkeit hat mich das auch wach gerüttelt, weniger Müll zu produzieren.
    Genieße die freie Instazeit und die Hochzeit deiner Tochter, vielleicht sieht es wieder ganz anders aus.
    Liebe Grüße Christine.

  4. Katja
    17. Februar 2020 / 21:10

    Hallo liebe Kerstin,

    es ist immer grausam, wenn manche Menschen immer das Leben anderer reflektieren müssen aber bei ihrem eigenen Leben anfangen sollten.

    Ich hoffe sehr, dass du wieder mit den Storys weitermachst.
    Diese begleiten mich immer Morgens und ich freue mich immer was von Dir zu hören.
    Ich bin zwar erst 25 Jahre, doch es macht trotzdem viel Spaß einen Einblick in dein Leben zu bekommen.

    Liebe Grüße

  5. 17. Februar 2020 / 22:10

    Ach Mensch, ich mag dich genau wie du bist und lass dich von den Idioten nicht runter ziehen.
    Ich hab mit Insta angefangen, da wussten die ganzen hippen Muttis und Modepüppchen noch gar nicht was das ist.
    Ich habe es aus Spaß begonnen und lange auch nur aus Spaß betrieben, es war mein liebstes Medium.
    Dann wollte ich mehr, das habe ich bekommen, viel mehr wird auch nicht gehen, denn ich werde nicht wie ein Äffchen auf Drogen vor der Kamera gezwungen lustig sein.
    Insta frisst meine Zeit und hat längst seine Unschuld verloren und ich den Spaß.
    Insta ist für mich nur noch Pflicht und ich vermisse mehr Leute in unserem Alter, die hocken aber alle noch bei facebook, das inzwischen wie ein Altenheim wirkt.
    Ich vermisse den Spaß, wenn ich mir ein Herz aus der Tastatur quäle und denke ….bähhh bist du oberflächlich geworden Instagram

  6. 18. Februar 2020 / 9:34

    „Was kümmert / juckt / schert / kratzt / stört es die (stolze / deutsche) Eiche, wenn sich ein / eine / der / die / das Borstenvieh / Eber / Sau / Wildsau / Wildschwein / Schwein dran / daran / an ihr / ihrer Rinde / ihrer Borke / ihrem Stamm wetzt / reibt / kratzt / scheuert / schabt / schubbert?“

    Liebe Kerstin, ich verstehe sehr gut, dass Dich diese Nachrichten nerven, aber Menschen, die ungefragt ihre Meinung Dir gegenüber kund tun, wird man wohl leider niemals aus seinem Leben eliminieren können. Wenn sie nicht mehr als Nachrichtenschreiber im Internet auftreten, lauern sie vielleicht am Gartenzaun in der Nachbarschaft oder gar einfach so mitten auf der Straße. Gut, vielleicht nicht in der Häufigkeit wie auf Instagram, aber es wird sie geben.

    Ich hatte immer den Eindruck, dass DIR SELBST das Storiesmachen und das Erzählen aus Deinem Leben durchaus Spaß macht. Also finde heraus, ob es Dir fehlt – ob Dir die positiven Reaktionen Deiner Follower fehlen – und dann hoffe ich, dass Du zu dem Schluss kommst, die oben zitierte Redensart anzuwenden und solch negative private Nachrichten ggf. einfach ins Leere laufen zu lassen – ebenso, wie man z. B. diese ganzen männlichen und meist amerikanischen Instagram-Nachrichtenschreiber („Hi, how are you“) schlicht ignoriert.

    Ich hatte zwar in letzter Zeit nicht mehr so die Muße, mir Insta-Stories anzuschauen, aber falls das doch wieder passiert, fehlt eine erzählende Kerstin definitiv in der Timeline. Kaffeetassenfotos – und seien sie noch so hübsch – machen das keinesfalls wett!

    Alles Liebe
    Gunda

  7. Silke Sturm
    18. Februar 2020 / 13:02

    Ach schade, hatte mich so an dich gewöhnt.
    Liebe Grüße Silke ( simajo)

  8. Bianka
    18. Februar 2020 / 14:20

    Hab eine tolle Familienzeit liebe Kerstin und ich freue mich darauf, wieder etwas von dir zu hören oder lesen 😉
    Liebe Grüße Bianka

  9. Claudia Kleber
    18. Februar 2020 / 15:19

    Liebe Kerstin,
    das ist sehr schade das du so ein Frust schieben musst das es Menschen gibt die Dinge von dir verlangen finde ich ungeheuerlich. Für mich bist du eine tolle Frau hast mich schon oft inspiriert und mir Denkanstöße gegeben dafür bin ich dir sehr dankbar. Ich wünsche dir eine schöne Zeit mit deiner Familie und eine wunderschöne Hochzeit 💒 was für eine Emotionale Zeit. Herrlich fühl dich gedrückt und bleib so wie du bist. Liebe Grüße Claudia

  10. diekleinemir
    18. Februar 2020 / 18:56

    Liebe Kerstin,
    Ich habe schon Entzugserscheinungen, ich freue mich auf deine Stories. Sie sind so normal und du zeigst dein Haus, das nicht der Einheitsbrei ist, wie bei den sogenannten Influencern . Mir zeigt es, das ich diese Einheitsbrei nicht möchte. Ich finde es schade, dass sich diese Personen nicht trauen öffentlich zu kritisieren. Schade!
    Ich wünsche euch eine schöne Hochzeit und wünsche deiner Tochter alles Gute🍀
    Liebe Grüße
    Sabine Z. aus Düsseldorf

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