Sektfrühstück zum Muttertag: Von Dauerwelle & Dorfdisko oder Mutti, mal ehrlich…

Sektfrühstück zum Muttertag: Von Dauerwelle & Dorfdisko oder Mutti, mal ehrlich…

Es ist schon eine Weile her, seit wir unser letztes Sektfrühstück abgehalten haben. Anlässlich des heutigen Muttertages möchten wir diese tolle Austauschrunde zwischen Mutter und Tochter mal wieder aufleben lassen. 

Anfang der Woche hatten wir ein wundervolles Interview mit der “Bild am Sonntag”, das uns den Anreiz für eine spannende Fragerunde gegeben hat. 

Sektfrühstück

Seit gespannt, denn nun darf ich als Tochter die Mutti mal alles fragen, was ich will. Und Mutti hat versprochen, alles, wirklich alles ehrlich zu beantworten. 

Lasst euch überraschen, was das alles mit Dorfdisko, Prügelei und Dauerwelle zu tun hat.

Sektchen kalt gestellt? Na dann kann’s ja losgehen:

Wie hast du dir dein Leben als kleines Mädchen erträumt? 

Ganz früher wollte ich mal Aschenbrödel werden, so wie im gleichnamigen Film. Als ich älter wurde, habe ich davon geträumt, in einem schicken Haus zu wohnen, mit Kindern und Hund, Westklamotten zu tragen und ein Westauto zu fahren. Witzig, hat sich alles erfüllt, wenn ich so darüber nachdenke…

Wenn du meine Schulzeit und deine vergleichst, was siehst du für Unterschiede und Parallelen?

Das Erste, was mir einfällt, dass wir noch samstags Schule hatten. Dann kamen natürlich die ganzen Veranstaltungen wie Pioniernachmittage oder Treffen der FDJ dazu. Wir haben, vorbildlich, wie wir waren brav Altstoffe gesammelt und sind zu Ernteeinsätzen auf die Felder gefahren. Das war immer total lustig. Ich fand, wie haben damals noch mehr “sinnvolles” gelernt. Mehr über unsere Heimat, die Natur, die Betriebe usw. Ich finde, heute werden mehr Formeln  gebüffelt, die später kein Mensch mehr braucht.

Man hat das Gefühl, jeder muss unbedingt Abitur machen und studieren. Eine Ausbildung machen und mit den Händen irgendetwas arbeiten, wird heute kaum noch angestrebt. Das find ich persönlich sehr schade. Wer soll denn was produzieren, wenn alle nur noch in leitender Position im Büro sitzen wollen.

Wie hast du gelebt, bevor ich auf die Welt kam?

Mit 17 bin ich von zu Hause ausgezogen und habe im gleichen Dorf, ja sogar in der gleichen Wohnung gewohnt, in der du mit 17 bei Oma eingezogen bist.

Ich war arbeiten, habe meine Wohnung geputzt, viel gelesen und mich mit Freundinnen getroffen. 

Wie hast du deine Freizeit als Jugendliche verbracht?

Ich war ab und an mit Freundinnen unterwegs, im Jugendclub oder habe daheim rumgehangen.

Am Wochenende hat sich die Jugend getroffen und wir sind auf die Dorfdiscos gegangen. Wir haben Discofox getanzt, Pfeffi und Grüne Wiese getrunken. Wenn die Jungs besoffen waren, gab es meistens eine Schlägerei. Wir Mädels haben dann die Jacken und Brillen gehalten und hinterher die Zähne eingesammelt. Am Sonntag haben sich dann alle wieder im Jugendclub getroffen.

Meinen ersten Freund hatte ich mit 16. Wir waren knapp 4 Jahre zusammen, bevor ich mit ihm Schluss gemacht habe. 

Hattest du damals Liebeskummer?

Als ich Teenager war schon, eigentlich andauernd. Ich habe mich immer in Jungs verguckt, von denen ich geschwärmt habe, die aber nichts von mir wissen wollten. Später in den festen Beziehung war ich oft unglücklich, wenn es blöd lief und ich merkte, dass wir nicht zusammen passen. Ich war immer diejenige, die sich getrennt hat. Ich hatte oft das Gefühl, dass ich mich weiter entwickle und der Partner stehen bleibt. Wir hatten verschiedene Interessen. Er wollte zum Angeln ich lieber zum Shoppen.

Hand aufs Herz! Hast du mal Drogen ausprobiert?

Ja, aber erst viel später, als ich schon in Stuttgart gewohnt habe. Da hat einer in der Runde gefragt, ob wir “was rauchen sollen”. Die meinten aber keine Zigaretten, sondern ‘was Lustiges’. Natürlich habe ich als DDR-Dorfkind überhaupt nichts gecheckt. Ich habs dann mal probiert, aber es hat mir nichts gegeben. Ich habe es als Erfahrung abgetan.

War ich ein Wunschkind?

Ich will es mal so ausdrücken: Du warst MEIN Wunschkind. Ich wollte schon immer eine junge Mutter sein. Dein Erzeuger hatte kein besonderes Interesse an Familie und Kindern. Die Beziehung hat auch nicht so richtig funktioniert. Darum haben wir oder besser gesagt ich mich von ihm getrennt, als du drei Jahre alt warst. Die Trennung und das ganze drumherum waren nicht so schön. Darum waren wir auch ein dreiviertel Jahr im Frauenhaus. Aber die Geschichte kennst du ja.

Gab es Momente, in denen du Muttersein bereut hast?

So richtig bereuen kann man nicht sagen. Manchmal hätte ich gern ein Studentenleben gehabt. Wo ich ganz allein gewohnt hätte,  mal richtig ausgeschlafen hätte oder den ganzen Tag im Bett geblieben wäre. Ich hätte spontan eine Party schmeißen können, wäre mit Freunden was trinken gegangen oder einfach mal so verreist.  Die Erfahrungen habe ich nie gemacht. Ich war ja zeitig Mutter, hatte Verantwortung und war auch fast immer in einer Beziehung.  Aber das ist okay, damit kann ich leben.

Wie hat sich die Mutterrolle von damals zu heute verändert?

Die Erwartungen, die an Mütter gestellt werden, sind unglaublich hoch. Du musst einfach so viel gebacken kriegen. Basteln, Früherziehung, im Elternbeirat sitzen, biologisch einkaufen und kochen und und und. Das war früher irgendwie entspannter. Da wurde nicht so ein Wirbel um alles gemacht. Die Kids wurden nicht permanent bespaßt und es hat sich auch nicht immer alles nur um die Kinder gedreht. Das klingt vielleicht jetzt herzlos, aber das war es nicht. Wir lieben alle unsere Kinder und wollen nur das Beste für sie, darum sollten wir mehr Herz und Verständnis für die Mütter zeigen und den Druck rausnehmen, aus der ganzen Mutter-Sache…

Ist Muttersein wirklich das Beste?

Für mich war es das Beste, was mir passieren konnte. Soll nicht heißen, dass es das einzig Wahre ist. Andere gehen vielleicht in ihrem Beruf auf oder in ihrem Hobby. Ich für meinen Teil wollte immer eine Familie und habe mich ohne Kind irgendwie unvollständig gefühlt. Deshalb bin ich ja auch schon mit 23 Jahren Mutter geworden.

Was hättest du gemacht, wenn du mich nicht gekriegt hättest?

Ich war damals Kassiererin in einem Möbelhaus. Vielleicht wäre ich das heute noch. Oder ich hätte noch einmal einen anderen Beruf gelernt, vielleicht Kindergärtnerin oder Kosmetikerin. Ich konnte mir damals nicht vorstellen, von zu Hause wegzugehen oder gar in eine Großstadt zu ziehen. Unter anderen Umständen wäre ich heute vielleicht noch da, wo ich damals war. Zum Glück hatte das Schicksal etwas anderes mit mir vor.

Würdest du alles genauso nochmal machen?

Ja, ich glaube schon. Ich hatte meinen Lebensplan immer im Kopf. Ein paar Details sind zwar anders verlaufen, aber im Großen und Ganzen hat sich alles erfüllt, was ich mir so vorgestellt hatte.

 Hast du in deinem Leben viele Fehler begangen und immer gleich daraus gelernt?

Ja, Fehler habe ich viele gemacht. Manche musste ich mehrmals machen, um daraus zu lernen. Ich bin ein paar Mal richtig auf die Schnauze gefallen, weil ich zu vertrauensselig war. Das liegt irgendwie in meiner Natur. Es meint nicht jeder gut mit dir, das zu verstehen habe ich lange gebraucht.

Wären wir Freundinnen gewesen?

Ich glaube schon, dass wir uns verstanden hätten. Wir ticken einfach gleich.

Mutti, und jetzt mal ganz ehrlich, warum eine Dauerwelle?

Diese Frage beantworte ich nicht!… tsss… Das war halt damals Mode. Alle wollten so aussehen wie Inka oder Alex aus Flashdance. Frag mal die Mädels in meinem Alter, die hatten alle eine Dauerwelle. Außerdem, sei du ganz still, sonst erinnere ich dich an deine Farbunfälle…

So, der Sekt ist alle und haben einen Schwips. Die Mutti hat alle Fragen beantwortet und die Hosen heruntergelassen.

In diesem Sinne wünschen wir euch allen einen schönen Muttertag, bleibt gesund und lasst euch feiern.

1 Kommentar

  1. Rica Paatz
    11. Mai 2020 / 7:39

    Hallo ihr Zwei, ich bin 55 Jahre und auch in der DDR groß geworden und mußte sehr schmunzeln. Ja so war es. Pioniernachmittage, Altstoffsammeln, Dorfdisko und es war schön. Mitternacht lagen wir meißtens im Bett, heute geht’s erst richtig los. Wir hatten eine schöne Kindheit und Jugend.
    Heute sitze ich oft mit meinem Mann auf der Bank und sagen“ wenn uns jemand zu unserem Hochtzeitstag im Mai 86 gesagt hätte, wir haben ein schönes Haus, 2 Autos, Handys in der Tasche, 2 wundervolle Kinder und 2 süße Enkelkinder“ wir hätten ihn ausgelacht. Es ist alles gut, so wie es gekommen ist.
    Ich wünsche euch noch viele Sektfrühstücke .
    Liebe Grüße
    Rica

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Etwas suchen?