Mein Sohn ist ein kleiner Schläger!
Er sieht aus, als könne er kein Wässerchen trüben, aber er hat es faustdick hinter den Ohren. Anfangs war es noch lustig. Wenn unser Zweijähriger mit Ninja-Gebrüll in Position hopste und wild um sich fuchteln mit uns, lachten sich alle schlapp.
Mein Sohn haut
Meistens drosch er, ohne Rücksicht auf Verluste, unkontrolliert um sich. Egal was er in die Hand bekam, alles wurde als „Pitole“ oder „Sswert“ missbraucht. Oft war sein älterer Bruder Opfer der Attacke. Er war nicht in der Lage, sich zu wehren oder gegen ihn durchzusetzen.
Wir haben den Kleinen erst freundlich, dann immer energischer beiseite genommen. Ihm erklärt, dass es nicht toll ist, was er da macht. Das Hauen doof ist. Dass es weh tut, der andere jetzt weint und so weiter und so weiter. Das hat wenig interessiert.
Man sagt ja immer, Kinder lernen durch Vorbilder. Ich kann mich aber nicht erinnern, meinen Mann mit dem Kopf in die Weichteile gestoßen habe oder anstatt ihn mit einem Küsschen zu begrüßen, mit der Bratpfanne eins übergezogen zu haben?
Fluchtartig den Spielplatz verlassen
Unser Großer war da anders. Er hat niemanden geschlagen, hat aber durch seinen Autismus die Spiele anderer Kinder missdeutet und Spielaufforderungen nicht verstanden hat. Er sagte dann Sachen, wie „ich töte euch“ oder “ ich hol meine Pistole und schieß euch alle kaputt“. Das fand ich überhaupt nicht witzig und die anderen Mütter auch nicht. Ich hatte aber oft auch keine Nerven, zu klären, dass er Autist ist und nicht versteht, was er da sagt.. Mehr als einmal habe ich im Dauerlauf, zwei Kinder hinter mir her schleifend, fluchtartig den Spielplatz verlassen.
Mein Mann und ich haben uns immer wieder gefragt, wo dieses Verhalten herkommt? Wo haben sie das aufgeschnappt? Ist das nur eine Phase? Haben wir etwas falsch gemacht?
Wir kamen zu keinem Ergebnis und noch weniger zu einer Lösung.
Der Kleine ist jetzt drei Jahre und drei Monate alt. Er geht seit ein paar Wochen in den Kindergarten. Der Große hat mittlerweile gelernt, sich zu verteidigen. Auch wenn es heißt, dass der Kleine jetzt ab und zu einmal eins auf die Mütze bekommt.
Die Erzieherin im Kindergarten sagte mir, dass der Kleine auch dort immer mal wieder handgreiflich wird. Aber auch schon des Öfteren eine zurück bekommen hat. Sie meinte, ich soll mir keine Gedanken machen. Die Kinder wollen ihre Grenzen austesten.
Nun ja, Gedanken mach ich mir schon. Ich hab keine Lust, später mal in der Schule anzutanzen, weil mein Sohn jemanden verprügelt hat. Oder noch schlimmer, ihn bei der Polizei abzuholen.
Jedes Kind hat ein anderes Temperament. Unser Sohn ist nur mal ein Wildfang oder „ein Kind mit Potential“, wie letztens jemand treffen bemerkte.
Wir können den Kindern viel vorleben und erziehen. Aber ein gewisser Teil steckt nur mal in den Genen. Der Teil, auf den wir keinen Einfluss haben. Bleibt uns nur zu hoffen, dass er lernt, das Gewalt und Schläge keine Option sind.
Aber vielleicht machen wir uns unnötig Sorgen und es ist: ALLES NUR EINE PHASE…OOOOHHHHMMMMM.
So, wie du es erzählst ist es für ihn ein Spiel. Meine 3-Jährige haut als mal zu, wenn sie enttäuscht ist, weil sie etwas nicht bekommt etc . manchmal muss der Frust irgendwo hin. Ich glaube nicht, dass unsere Kinder deshalb Schläger werden 😛
Liebe Grüße
Ella
Autor
Ja, das er findet es ja lustig. Vielleicht ist es auch eine Art, Grenzen auszutesten…Liebe Grüße Kerstin
Hallo , mein Name ist Neele und ich bin Erzieherin und kenne dieses Verhalten von vielen Kindern. Du schreibst, dass ihr es anfangs noch lustig fandet, dass er wie ein Ninjakämpfer um sich hüpfte. Euer Sohn hat zunächst also die Erfahrung gemacht, das sein Verhalten die anderen zum Lachen bringt, folglich ok ist
Irgendwann ist es dann doch nicht mehr ok, sondern nervig und doof für euch und wahrscheinlich ist eure Reaktion entsprechend anders. Das ist für euren Sohn sehr verwirrend. Er versucht nun, durch ständige Wiederholung herauszufinden, was eigentlich geht und was nicht. Im Kindergarten scheint das kein größeres Problem zu sein, sonst hätten die Erzieherinnen schon entsprechend mit euch gesprochen. Nicht , weil er da nicht um sich schlagen würde, sondern weil sein Verhalten gleich von Anfang eine andere Reaktion bei Kindern ausgelöst hat, nämlich eine klare Abgrenzung. Ihr braucht also Geduld. Immer wieder eine klare, angemessene Reaktion zeigen, also auch mit dem entsprechend energischen Gesichtsausdruck. Drückt in kurzen, klaren Sätzen euer Stopp aus, notfalls haltet auch die hauende Hand fest. Dann erst erklärt ihr , dass dieses Verhalten dem anderen wehtut und das ihr das nicht wollt. Ihr braucht gar nicht zu ausführlich zu sprechen. Wiichtig ist, dass ihr immer konsequent eingreift, dann wird euer Sohn auch bei euch merken, dass sein Verhalten tatsächlich nicht erwünscht ist. Das ist ein Lernprozess, denn euer Sohn handelt gerade nach dem Try-and – error- Prinzip. Werden die anderen wieder lachen oder finden die das blöd? Komisch, hat doch früher fubktioniert.Teste ich doch grad noch mal aus… Ihr braucht also etwas Geduld, aber ihr schafft das bestimmt!