Mit dem Schlafanzug in den Kindergarten – warum ich heute wütend und konsequent bin

Im Schlafanzug im Kindergarten

Ich bin eine böse Mama, eine Kaka-Mama! Ich bin doof und ich soll weg gehen! Genau das hat mir mein fast 4-Jähriger heute Morgen an den Kopf geschmissen. Und warum? Weil ich konsequent war!

Mit dem Schlafanzug in den Kindergarten

Im-Schlafanzug-in-den-Kindergarten

Der kleine Mann versucht seit Wochen, ach was sag ich, seit Monaten seine Grenzen auszutesten. Was hab ich mir den Mund fusselig geredet.  Egal ob es um das Anziehen, Zähne putzen, Essen oder Aufräumen geht, er bockt. Ich kann sagen, was ich will, geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Entweder er grinst frech und haut ab oder er macht Theater und beschimpft mich wüst.

Ich bin ein Gemütsmensch und ich schau mir das wirklich lange an. Aber heut morgen ist mir der Kragen geplatzt. Nachdem er mit Absicht sein Frühstück auf dem Tisch verteilt hat, keine Zähne putzen und sich nicht anziehen wollte, hab ich ihn kurzerhand gepackt, Schuhe und Jacke angezogen und ihn im Schlafzeug in den Kindergarten gebracht.

Konsequent sein

Kinder-Grenzen-Konsequenzen

Meine Halsschlagader hat pulsiert. Er hat gebrüllt was das Zeug hält. Aber genau das war mir in dem Moment egal. Ich will mein Kind nicht demütigen, erniedrigen oder bloß stellen. Er soll aber lernen, das sein Verhalten Konsequenzen nach sich zieht. Es wird im Leben immer Regeln geben, an die er sich halten muss. Wenn ich ihm das JETZT nicht klar mache, wann, wo und wie soll er es dann lernen?

So ein Schuss vor den Bug wirkt manchmal Wunder. Als wir vor dem Kindergarten ankamen, hat er sich abgeschnallt und mich gebeten, ihn anzuziehen. Ich hab ihm gesagt, das ich ihn sehr lieb habe aber traurig bin, wenn er nicht auf mich hört. Er hat mich gedrückt und mir gesagt, dass er jetzt wieder „gut“ ist.

Auch wenn einige denken, BOA, das kannst du doch nicht machen! DOCH! Kann ich!

MEIN KIND

MEINE REGELN

MEINE ERZIEHUNG

Ich bin für das Verantwortlich, was ich meinem Kind vorlebe und mitgebe. Wenn ich meine Kinder zu vernünftigen Menschen erziehen will, dann muss ich jetzt damit anfangen und nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Vielleicht bin altmodisch, was die Erziehung angeht aber ich möchte, das meine Kinder Respekt haben. Respekt gegenüber uns Eltern und anderen Menschen. Wenn mein Sohn mit 4 schon nach mir haut oder spuckt, wie soll es dann erst mit 14 oder 16 werden? Ich will keine U-Bahn Schläger groß ziehen oder Teenager, die mir irgendwann mal „Verpiss dich, Alte!“ ins Gesicht schreien.

Wir sind nicht die Freunde unserer Kinder, wir sind die Eltern! Mit meinem Kind kann ich auf Augenhöhe reden, wenn es auf Augenhöhe ist, mit 20 oder 22 vielleicht. Aber nicht mit 4.

Und wenn es dafür nun mal mit dem Schlafanzug in den Kindergarten muss, dann ist das eben so. Ja, ich weiß, ich bin eine böse Mama, eine Kaka-Mama! Trotzdem liebe ich meine Kinder über alles…

Im Schlafanzug in den Kindergarten als Eltern konsequent sein

In dem Sinne, habt einen schönen Tag und nicht vergessen:

Man kann viel von Kindern lernen. Zum Beispiel, wieviel Geduld man hat.

Franklin P. Jones

Noch mehr zum Thema Kinder gibt’s HIER zu lesen.

32 Kommentare

  1. 6. April 2017 / 11:36

    Ich bin ganz deiner Meinung!

  2. Lene
    6. April 2017 / 12:01

    Hätte ich genauso gemacht!!. Mein Sohn auch 4 Jahre ist letztens von der Kita im Regen mit seinen Hausschuhen nach Hause gelaufen. Und ich bin auch gerade eine Kaka Mama.

  3. 6. April 2017 / 12:13

    Absolut cool! Meiner tanzt mir auch gerade auf der Nase rum. Da könnte ich genauso gut mit der Wand sprechen – er reagiert einfach nicht! Ich kann dich super verstehen und bin gerade selber total konsequent. Was man androht, muss man dann auch durchziehen. Wenn nicht jetzt, dann ist der Zug irgendwann abgefahren. Dann hast du später noch größere Probleme. Ich bin gespannt, wie lange die Wirkung bei Euch anhält 😉 Lg Sonja

  4. Sandra
    6. April 2017 / 13:04

    HUT AB!! Ich mache seit Monaten das Gleiche durch und kämpfe jeden Tag mit mir selbst, weil ich nicht diese Kraft habe. Ich hoffe ich finde sie bald und wünsche Dir, dass Dein kleiner Mann wieder „gut“ ist!

    • Kristina Maurer
      7. September 2020 / 22:21

      Sorry, der Ausschnitt ist zu kurz um irgendetwas dazu zu sagen. Ich glaube wenn ein 4-jähriger spuckt und schlägt ist dahinter ganz viel Verzweiflung. Meine Kinder waren und sind schwierig, aber so weit sind sie nie gegangen. Ich glaube, man kann auch in diesem Alter diskutieren, findet man aber keine gemeinsame Lösung, wird zum Schluss das gemacht, was die Eltern sagen. Punkt.

  5. Nicole Nufer
    6. April 2017 / 13:07

    Au ja! Das kenne ich auch nur zu gut.
    Heute Morgen hatte der Kleine im Kindergarten Waldmorgen. Welch ein Desaster!
    3 Kaffee und einen Einkauf später ist der Puls und meine Laune wieder ok. Zum Glück machen die das nur 1x im Monat ?
    Kopf hoch und viel Nerven ?

  6. Daniela
    6. April 2017 / 13:09

    Toll wirklich wirklich toll. Ich bin gerade begeistert. Wir können sehr viel dazu beitragen das diese Generation wieder lernt Respekt zu haben! Danke…..
    Ich erlebe leider viel zu oft das Kinder heutezutage überhaupt kein bisschen Respekt vor Erwachsenen haben, der mittelfinger sitzt bei denen einfach viel zu locker.
    Du machst das Grossartig.

  7. 6. April 2017 / 13:35

    Ich bewundere immer mehr die Mütter, die es wie Kerstin einfach durchziehen und mal Konsequenzen setzen. Das mag jetzt vielleicht hart klingen, aber ich sehe ja was die klassische Lasser-Faire Erziehung in freier Wildbahn bewirkt.

    • Kerstin
      Autor
      7. April 2017 / 16:48

      Vielen Dank. Manchmal geht es eben nicht anders. Jedes Verhalten zieht eine Konsequenz nach sich. Das müssen die Kinder irgendwann lernen. LG Kerstin

  8. Katarina
    6. April 2017 / 13:53

    sehe genauso und mache ich noch härter. super weiter so

    • Kerstin
      Autor
      6. April 2017 / 18:17

      Vielen Dank Katarina. Ich denke, irgendwann ist genug. Und wie sollen sie sonst Konsequenz lernen, wenn ich immer nur rede und das Händchen tätschel…LG Kerstin

  9. Ellen
    6. April 2017 / 18:25

    Wenn es mehr Mütter wie dich geben würde hätten wir viele Probleme mit den Jugendliche nicht
    Respekt kennen nur ganz wenige Kinder von heute.Ich finde deine Reaktion auf jeden Fall angemessen und ich denke dein Sohn wird sich in Zukunft zweimal überlegen was er tut.
    Lg

    • Kerstin
      Autor
      7. April 2017 / 16:46

      Vielen Dank. Ja, heut hat er sich schon ganz anders verhalten. Ich denk, er hat gespürt, dass ich es ernst meine. Ich greif nicht immer so hart durch aber bei gewissen Dingen bin ich sehr konsequent und vielleicht auch streng. Ich will, dass meine Kinder anständige Menschen werden. LG Kerstin

  10. 6. April 2017 / 18:35

    Genau richtig!
    Ich habe mal einen ähnlichen post geschrieben, puh was ich mir da anhören musste, ich hätte keine Wertschätzung für mein Kind, bla bla blub. Wie sollen Kinder denn wissen was falsch und richtig ist? Also ein „das find icch jetzt nicht so gut“ hat mich zwar mit 15 mehr getroffen als ein Anpfiff, doch mit 4 brauchte ich klare Worte, oder ich hätte ausgetestet bis ins letzte und genau so habe ich meine Kinder erzogen, schließlich ist aus mir auch was geworden und ich hatte nie das Gefühl meine Eltern schätzen mich nicht wert nur weil ich mir nicht alles erlauben konnte. Freunde suche ich mir erwachsene, aif Agenhöhe wären dann eher 10-12 jährige, loool

  11. Nicole Raiger
    8. April 2017 / 17:10

    Mach dir keinen Kopf , liebe Kerstin . Ich bin Erzieherin und wir wünschen uns , dass Mütter so liebevoll konsequent sind .
    Alles richtig gemacht . Ich habe schon häufiger Kinder im Schlafanzug kommen sehen.
    Liebe Grüße
    Nicole

  12. 10. April 2017 / 14:42

    Liebe Kerstin,
    ich musste heute früh an dich denken. Zumindest in Gedanken musste ich auch mit 2 Schlafanzugkindern in den Kindergarten fahren. In letzter Minute kam dann bei uns allerdings doch die Einsicht. 😉
    Dass dein Artikel Protest auf den Plan ruft, habe ich mir gedacht. Ich finde dieses Verurteilen von Leuten, die man nicht kennt, ganz furchtbar. Es ist dein Leben und deine Erziehung und vor allem auch deine Verantwortung! Mal ganz abgesehen von deiner Familie, die nur du so gut kennst. Mir geistert schon länger ein Blogpost zum Thema Toleranz im Hirn rum. Irgendwann kommt der bestimmt auch raus. Es wäre so schön, wenn gerade die Mütter an einem Strang ziehen könnten, anstatt sich gegenseitig zu bekriegen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass das irgendwann möglich sein wird.

    Aufmunternde Grüße

    Sandra

  13. 17. April 2017 / 9:25

    Ich glaube, ich würde es genau so machen!
    Bin mal gespannt, wie ich das dann demnächst manage mit dem
    kleinen Räuber…;)

    Liebe Grüße

    Yvi

  14. Tanja
    20. April 2017 / 20:43

    Ich bin begeistert…! Super-Artikel!
    Ich stehe da auch ganz auf Deiner Seite, liebe Kerstin.
    Wir als Eltern sind verantwortlich für das Tun und Verhalten unserer Kinder. Was wir ihnen Vorleben prägt ihr weiteres Leben. Da ist es NICHT „altmodisch“ ihnen grundlegendes Benehmen und Respekt beizubringen. Von daher ist es nur logisch ihnen so früh wie möglich zu zeigen, daß es gewisse Regeln gibt (für alle!), und daß auf bestimmtes Verhalten auch eine Kosequenz folgt. Dann hat man eben mal für ein paar Minuten die A….-Karte!!!!
    Sich nur zurück zu lehnen, den Weg des geringsten Wiederstandes zu gehen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen, kann es nicht sein!
    Denn gerade weil ich mein Kind liebe, möchte daß es in dieser Welt (und wir wissen alle, wie derzeit in dieser Welt ausschaut) zurecht kommt.
    Es wäre schön, wenn es mehr Eltern geben würde, die da an einem ähnlichen Stang ziehen würde und ihren Kinder gewisse Werte weitergeben würden.
    Klar ist es manchmal anstrengend…., aber wenn nicht JETZT, wann dann???

  15. 21. April 2017 / 12:25

    Meine Jüngste ist 4 und ich lebe mit ihr eine Beziehung auf Augenhöhe. Und ja, Mutter sein und eine Beziehung auf Augenhöhe leben schließt sich nicht aus. Für mich warst du in der Situation nicht der Boss, sondern hast dich von deinen Gefühlen bestimmen lassen. Was sich für mich einfach nur nach Rache anhört. Zwar verständlich, aber nicht besonders erwachsen.
    Meine ältesten Kinder sind übrigens 22 und 25 und weder U-Bahn-Schläger noch respektlos geworden.
    Im Gegenteil, ihnen wurde immer gesagt, sie waren super „erzogen“, obwohl wir nicht erzogen haben.
    EIne Beziehung auf Augenhöhe produziert keine Schläger. Augenhöhe bedeutet auch, dass ich meine Bedürfnisse als Mutter wichtig nehme, richtig. Und das geht auch ohne Gewalt.Ich kann deinen Weg respektieren, auch wenn er nicht mein Weg ist. Deine Schlussfolgerungen kann ich aber nicht bestätigen. Denn die Kinder, die ich kenne und die mit Würde und Respekt behandelt werden, sind fantastische Erwachsene geworden.

    • Andrea
      24. April 2017 / 12:24

      Hallo Dagmar, dass du mit einer 4 jährigen auf Augenhöhe lebst, und deine Kinder laut deiner Aussage nicht erzogen hast, gibt mir echt zu denken! Dann sind sie evtl. von ihren Anlagen her lieb und leicht zu lenken.
      Jedes Kind ist anders. Kinder die einen extrem starken Willen haben sind nicht von allein und schon gar nicht durch Gespräche auf Augenhöhe davon zu überzeugen, das zu tun, was man gerade von ihnen will. Ihr Erfahrungswert reicht dafür noch gar nicht aus.
      Und einmal das durchzuziehen, was man angekündigt hat, ist keine Rache und schon gar nicht Gewalt, sondern Konsequenz.

    • Kerstin
      Autor
      24. April 2017 / 17:36

      Liebe Dagmar, vielen Dank für Deine Meinung zu meinem Blogpost. Ich glaube, Du hast riesiges Glück, dass Deine Kinder ohne Erziehung wohlerzogen sind. Aber wie das im Leben so ist, kein Mensch ist wie der andere und kein Kind wie das andere. Was bei Dir super funktioniert, würde bei uns so nicht klappen. Wenn das so einfach wäre und wir alle unsere Kinder so erziehen (oder nicht erziehen) würden, dann hätten wir keine Probleme, bräuchten keine Erziehungsratgeber und wären alles gute Menschen. Und Ja, ich lass mich sicher von meinen Gefühlen bestimmen. Denn auch das soll mein Kind lernen, dass andere Menschen Gefühle haben und ich sie nicht unterdrücke. Aber Rache? Ganz ehrlich, wofür soll ich mich bei meinem Kind rächen? Auch wenn mein Erziehungsstil für Dich nicht „erwachsen“ sein mag, für mich ist er es. VG Kerstin

  16. 21. April 2017 / 15:03

    ja, das finde ich absolut richtig. Nur KOnsequenzen androhen hilft niemandem – dem Kind nicht und den Eltern auch nicht. Hut ab, dass Du es tatsächlich durchgezogen hast. Viele hätetn klein beigegeben……..
    Es gibt aber ein ABER: der Blog ist richtig toll – ich finde es allerdings garnicht gut, dass die Fotos der Kinder auch im Netz für jedermann veröffentlicht werden. Ich habe selbst 2 (inzwischen erwachsene) Kinder und 2 Enkel. Es wäre mir im Traum nicht eingefallen, Ihre Bilder im Netz zu posten. Als sie alt genug waren, hab ich sie vorher gefragt und sie konnten zustimmen oder ablehnen.
    Liebe Grüße, Jacqueline

  17. Anne
    6. Dezember 2018 / 15:46

    Ich bin erschrocken darüber, wie viele hier das Leben mit Kindern als einen Machtkampf sehen. Es geht auch anders, liebevoller, in Beziehung, und trotzdem kann man Grenzen setzen. Aber sich wegen solcher Nichtigkeiten (Essen werfen, nicht Zähnputzen wollen) so seinem Kind gegenüber zu verhalten, das muss nicht sein. Kinder spiegeln immer ihre Bezugspersonen. Dass du diesen Artikel schreibst, zeigt mir, dass du nicht glücklich bist mit deinem Verhalten, Bestätigung suchst. Lies mal das Buch vom gewünschtesten Wunschkind. Alles Gute!

    • Kerstin
      Autor
      6. Dezember 2018 / 16:31

      Liebe Anne, ja, natürlich geht es liebevoller. Theorie und Praxis sehen oft anders aus. Jeder könnte dazu ein Buch schreiben und jedes Buch würde anders aussehen. Vielleicht sollten wir mal tauschen und du probierst es einfach mal ein paar Wochen mit einem Autisten und einem bockigen Kind. Da können schon mal irgendwann die Nerven blank liegen. Ein Hoch dem, der alles richtig macht. Vor allem dem, der entscheidet, was richtig und falsch ist. Liebe Grüße

      • Christoph
        7. Dezember 2020 / 10:35

        Ich finde es gut, das es noch weitere Personen hier gibt, die das nicht gut finden.
        Auch wenn der Kommentar von Anne leider zu der Minderzahl gehört.
        Diese vielen solidarischen, zustimmenden Kommentare kann ich nicht nachvollziehen.

        Meine Frau hat das heute auch so mit unserem Sohn gemacht ….. UND DAS IST FALSCH !!!
        (ps.: ich bringe auch regelmäßig unseren Sohn termingerecht in die Kita… und es ist sicherlich häufig eine Herausforderung)

        Für mich ist Ihre Erziehungsmethode nicht wie von Ihnen so verharmlosend beschrieben „altmodisch“, das klingt eher nach Methoden aus einer Zeit des Deutschen Reichs.
        Sie können sich gewiss sein, das Ihr Sohn diese Aktion nicht so schnell vergessen wird, vor der gesamten Kita bloß gestellt zu werden.
        An manche bewegende Momente erinnert man sich bis ins Erwachsenenalter.

        • Kerstin
          Autor
          7. Dezember 2020 / 14:32

          Hallo Christoph, ich gehe mal davon aus, dass Sie Google befragt zu dem Thema und auf meinen Blogbeitrag gestoßen sind. Bei Erziehungsthemen von Falsch und Richtig zu sprechen finde ich ziemlich schwierig. Wenn sie behaupten, dass andere FALSCH erziehen, gehe ich davon aus, dass Sie der Meinung sind, über andere zu urteilen und zu entscheiden, was falsch und richtig ist. DAS könnte mich auch fast ein bisschen an das Deutsche Reich erinnern, wie Sie das so schön behaupten. Sie kennen meinen Sohn nicht und ich den ihren auch nicht. Sie waren nicht in der Situation dabei genauso wenig in der Ihrer Frau. Wenn jedes Kind gleich wäre, dann hätten wir alle keine Sorgen und bräuchten keine Erziehungsratgeber. Sich mit erhobenem Zeigefinger vor andere hinzustellen und zu mahnen, sie würden falsch erziehen ist immer leicht. Wir sind alles nur Menschen und lernen ständig dazu. Ludwig ist unser drittes Kind und im Vergleich zu seinen Geschwistern ein sehr autonomes Kind. Ich erziehe alle meine Kinder gleich aber leider funktioniert es nicht bei jedem Kind so, wie man es gerne hätte. Ich liebe meinen Sohn und glauben Sie mir, er hat von der Sachen mit dem Schlafanzug keinen psychischen Schaden genommen. Ganz im Gegenteil, er wollte sogar am nächsten Tag wieder mit dem Schlafanzug in den Kindergarten gehen. In der Erziehung und im Leben mit Kindern ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Wenn bei Ihnen alles funktioniert, dann herzlichen Glückwunsch und auch der Wunsch, dass Sie mal in so eine Situation kommen, wo vielleicht die Zeit drängt oder Sie nervlich etwas angespannt sind. Vielleicht denken Sie mal daran.

  18. Ka. He.
    8. September 2020 / 13:50

    Auf der einen Seite, gut gemacht! Kinder sollen Respekt lernen und liebevoll erzogen werden. Ohne Gewalt und Psychoterror, aber mit Konsequenz und Regeln.
    Die Illusion, dass ein Teenager aber dann niemals etwas in der Art, wie „Verpiss dich Alte“ sagen wird würde ich mir abschminken. Ich bin fast fertig mit meinem Studium (bin 23) und werde bald Assistenzärztin sein, hatte immer ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern und habe es auf dem Papier „geschafft“. (Wobei mir diese Art der Anerkennung ohne den Blick auf Soziale Kompetenz zuwider ist.)
    Dennoch, habe ich in meiner Teenagerzeit viele Kämpfe mit meinen Eltern ausgefochten. Dabei fielen auch unglaublich fiese Schimpfwörter. Ich war sozial engagiert, hatte gute Noten und trotzdem solche Aussetzer. Das ist normal und das wird passieren. Freunde von mir, die auch in der Regel höfliche, gebildete Menschen waren und sind haben genauso zu ihren Eltern gesprochen. Von Fotze, bis Arschloch, anbrüllen und Türen knallen war alles dabei. Das passiert in „den besten Familien“, bei noch so gut erzogenen, eigentlich lieben Kindern und gehört auch meiner Meinung nach zum Abnabelungsprozess dazu.
    Ihrer Aussage dass man Kindern erst ab 20/22 auf Augenhöhe begegnet kann ich nur bedingt zustimmen. Spätestens ab 15 fängt sich das Machtgefüge an zu verschieben. „Erwachsene“, anspruchsvolle Diskussionen, über Philosophie, Ethik, Politik und andere Themen lassen sich auch sehr gut mit einem Teenager führen. Meine Eltern haben auch zugegeben, dass ich ihnen in manchen Themen ab dem Teenageralter etwas voraus hatte und ich habe ihre Lebenserfahrung zu schätzen gelernt, aber mir auch Wortgefechte auf Augenhöhe geliefert.
    Spätestens mit dem Auszug des Kindes erfolgt eine Zäsur, ab der man, meiner Meinung nach, seine Kinder als ebenbürtig anerkennen muss, sonst wird es früher oder später zum Zerwürfnis kommen. Natürlich gibt es immer eine andere Beziehungsdynamik und ein Machtgefälle, als das mit anderen Erwachsenen der Fall wäre. Jemanden auf Augenhöhe zu begegnen setzt übrigens auch gegenseitigen Respekt voraus. Wenn man seinem Kind diesen erst zu spät entgegen bringt, wird es, meiner Meinung nach, keinen gegenüber den Eltern entwickeln.
    Vielleicht hilft ihnen ja die Perspektive von einer jungen Erwachsenen, um ihre Meinung zu hinterfragen.
    MfG
    K.H.

    • Kerstin
      Autor
      8. September 2020 / 16:44

      Hello, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ludwig ist mein 3. Kind und ganz anders als meine anderen Kinder. Meine große Tochter wird übrigens 26, wurde gleich erzogen und ebenso der 10 jährige Bruder der beiden. Jedes Kind ist anders und man muss sich auf jedes Kind neu einlassen. Ich habe immer auf mein Bauchgefühl gehört und super gutes Verhältnis zu meiner großen Tochter. Ich schätze ihr Feedback und ja, manchmal hinterfrage ich auch einiges, reflektiere und denke darüber nach. Aber manchmal geht es auch nur mit Konzequenz und das nicht jeder Rat beim eigenen Kind fruchtet, wirst du spätestens merken, wenn du eigene Kinder hast. Viele Grüße Kerstin

    • Miki
      12. November 2023 / 23:30

      WAS für Worte hast Du für Deine Eltern benutzt?! Ich kann es echt nicht glauben. Das passiert sicherlich nicht in allen Familien und gerade diese Verallgemeinerung zeigt, Deine Lebenserfahrung braucht noch ein bisschen Reife… denn nur Kinder, Teenager und unreife Personen denken, alle sind wie sie. Erwachsene wissen, hinter verschlossenen Türen ist jede Familie anders. Ich habe nie solche Worte zu meinen Eltern gesagt und ich denke, es gibt noch Leute wie mich. Man kann keinen Menschen lieben wenn man ihn nicht respektiert und Du hast gerade das nicht gemacht.

  19. Melanie Wagner
    8. September 2020 / 14:00

    Also genau das riet mir eine vom Jugendamt wenn Ihre Tochter 4 sich nicht anziehen lassen will(nach ‚helfen’woeder selbst auszieht,ziehens einfach Jacke drüber und ab in Kindergarten.Dann vor alle Kinder anziehen lassen.Momentan gerade geht es wieder etwas besser.

  20. 8. September 2020 / 14:09

    Ich glaub, einmal konsequent handeln, ist besser als ständig schimpfen und meckern.
    Mit meinem hab ich das auch schon mal gemacht, er wollte sich partout nicht anziehen, also hab ich ihm eine Sanduhr hingestellt und gesagt, wenn die abgelaufen ist, geht er halt im Schlafanzug in den Kindergarten – seine Entscheidung. Haben wir einmal gemacht, seitdem hatte ich nie wieder Diskussionen beim Anziehen. Die Erzieher haben sich damals bei mir bedankt und meinten, viel zu häufig diskutieren die Eltern unsinnig, bis sie ausrasten. Dann besser einmal liebevoll konsequent und Leute, die es theoretisch besser wissen, gibt es immer.
    Alles Liebe!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Etwas suchen?